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Mittelschichten-Lebensführung und Corona

SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik; Universität Bremen

Vor dem Hintergrund von Erkenntnissen eines vorangegangenen Projektes über die Lebensführung von Mittelschichten in Deutschland haben wir und angesichts der inzwischen fast zwei Jahre andauernden Corona-Pandemie die Frage gestellt, wie sich diese als massive und alle Lebensbereiche erfassende Irritation auf eben diese Lebensführung auswirkt – sowohl synchron auf die alltägliche Lebensführung in den verschiedenen gesellschaftlichen Sphären als auch diachron auf die längerfristige Biographie einer Person. Mit Irritationen sind in diesem Kontext nicht nur problematische Auswirkungen der Corona-Pandemie und des gesellschaftlichen Umgangs mit ihr auf Mittelschichtangehörige gemeint; auch mögliche positive Auswirkungen – die freilich selten überwiegen dürften – stellen Irritationen dar, wenn sie eingespielte Praktiken und Orientierungen der Lebensführung mit neuen, chancenreichen Alternativen konfrontieren.

  • Netzwerk: RatSWD
  • Disziplin: Sozial
  • Forschungsmethode: Qualitativ
  • Forschungsdesign: Offene Befragung (selbstselektiert), Sekundäranalyse
  • Erhebungsstatus: Ergebnisse veröffentlicht, Erhebung abgeschlossen

Ziele der Studie

  • In welchen verschiedenen Hinsichten wirkt sich die Pandemie auf die Lebensführung von Mittelschichtangehörigen aus? Welche Auswirkungen werden als wie einschneidend negativ erlebt, und welche anderen Auswirkungen werden demgegenüber als gering oder sogar als positiv erlebt? Sind die Auswirkungen von Corona solche, die sich eher auf die Praktiken der Mittelschichten-Lebensführung beschränken oder greifen bestimmte Auswirkungen auf die tieferliegenden biographischen Orientierungen durch – im Extremfall so, dass ein Lebensführungsmodus nachhaltig erschüttert und verändert wird?
  • Welche charakteristischen Differenzen zwischen den drei verschiedenen Lebensführungsmodi (investive Statusarbeiter, Gemeinschaftszentrierte und Berufsstolze) gibt es, was sowohl Art und Ausmaß der Betroffenheit von Corona als auch die Formen des Umgangs damit anbelangt?

Studiendesign/Umsetzung

Das Forschungsprojekt nutzt die Gelegenheit, mit einer sowohl soziologisch vielversprechenden als auch gesellschaftlich sehr relevanten Fragestellung an ein abgeschlossenes Projekt anzuknüpfen. In dem abgeschlossenen Projekt wurde die Lebensführung der Mittelschichten in Deutschland hinsichtlich der vorfindbaren biographischen Orientierungen und Praktiken mittels qualitativer Interviews mit circa 40 Mittelschichtangehörigen untersucht. Kurz nach Ende des Projekts begann die Corona-Pandemie. Etwa die Hälfte der im vorherigen Projekt untersuchten Fälle ist zur Beantwortung dieser beiden Fragen nochmals befragt worden, um die nun zum Ausdruck gebrachten Praktiken und Orientierungen mit den vor der Irritation durch Corona ermittelten Praktiken und Orientierungen zu vergleichen. Die Auswertung erfolgt mit der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Wir verfolgen die Ziele, zum einen ein Tableau der je subjektiv erlebten Herausforderungen durch die Pandemiebekämpfung und der korrespondierenden Bearbeitungsweisen zu erarbeiten, sowie zum anderen eine kritische Überprüfung und Weiterentwicklung der Typologie der Lebensführungsmuster voranzutreiben.

Datenverfügbarkeit

Die Daten dieser Studie stehen bisher nicht offen zur Nachnutzung zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an die Ansprechpersonen des Projekts.

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