Zivilgesellschaft in und nach der Pandemie: Bedarfe – Angebote – Potenziale
Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft
Die Herausforderung der Zivilgesellschaft während der Pandemie ist eine mehrfache: Ist sie selbst betroffene Akteurin, muss sie zum anderen die Krise auffangen und die Rolle der Nothilfe einnehmen. Darüber hinaus soll die Zivilgesellschaft in gestalterischer Rolle auch eine positive Perspektive für die Zukunft der Gesellschaft entwickeln. Mit der Folgestudie baut das Maecenata Institut auf den Ergebnissen der explorativen Studie „Ein Rettungsschirm für die Zivilgesellschaft? Eine Studie zu Potenzialen, Bedarfen und Angeboten in und nach der Krise“ (Schrader et al. 2020) auf und gibt einen vertiefenden, bereichsübergreifenden Blick in die Zivilgesellschaft nach einem Jahr Corona-Pandemie frei.
- Disziplin: Sozial
- Forschungsmethode: Mixed Methods
- Forschungsdesign: Primärerhebung, Offene Befragung (selbstselektiert), Weitere Daten (z. B. Einzelinterview, Web Scraping, Laborwerte etc.)
- Erhebungsstatus: Erhebung abgeschlossen, Ergebnisse veröffentlicht
Ziele der Studie
Die rund 800.000 kollektiven Akteurinnen und Akteure der Zivilgesellschaft, sind ebenso wie alle übrigen gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure von der Pandemie betroffen und in ihrem Handeln durch die Maßnahmen massiv eingeschränkt. Nehmen sie also zum einen eine wichtige Rolle in der Pandemiebekämpfung ein, sind sie zum anderen essenziell bedroht und haben Schwierigkeiten, ihre Angebote und Tätigkeiten aufrechtzuerhalten. Nach einem Jahr Corona-Pandemie gilt es daher zu untersuchen, wie die Zivilgesellschaft die Krise erlebt. Was sind anhaltende Herausforderungen und Probleme? Inwiefern kann die Zivilgesellschaft ihr Angebot und ihre Tätigkeiten aufrechterhalten? Wie hat sich ihre finanzielle Situation entwickelt? Welche Veränderungen resultieren aus der Pandemie, und welche Regelungen gibt es bezüglich der dort Mitarbeitenden? Wie wird mit der zunehmenden Notwendigkeit der Digitalisierung umgegangen? Inwiefern konnten Corona-spezifische staatliche Förderungsmittel beantragt werden, und wie zielführend sind diese? Aber auch: Welchen spezifischen Beitrag leistet die Zivilgesellschaft während der Krise tatsächlich?
Studiendesign/Umsetzung
Die Studie besteht aus zwei Teilen:
- Mit Hilfe einer nicht repräsentativen Organisationsbefragung und von Experteninterviews wird untersucht, wie die Krise auf die Zivilgesellschaft wirkt und vor welchen Herausforderungen die befragten Akteurinnen und Akteure seit Beginn der Pandemie stehen. Zudem wird erfasst, welche Akteurinnen und Akteure von den staatlichen Hilfsprogrammen profitieren, um festzustellen, wie zielführend diese sind.
- Um über die eigenen Studienergebnisse hinauszublicken, wird in einem Überblick über weitere, relevante Studien und Untersuchungen im Zusammenhang mit Zivilgesellschaft und der Corona-Pandemie dargestellt und deren zentralen Ergebnisse präsentiert. Zudem werden die vorhandenen staatlichen Hilfsprogramme, an denen die Zivilgesellschaft partizipieren kann, betrachtet und aktuelle Programme kursorisch vorgestellt.
Datenverfügbarkeit
Weiterführende Links
Informationen zur Studie
https://www.maecenata.eu/2021/04/29/zivilgesellschaft-in-und-nach-der-pandemie/
Ergebnisse
Die Zivilgesellschaft ist, so lässt sich ohne Einschränkungen sagen, seit Beginn der Corona-Pandemie in hohem Maße in die Bewältigung der Krise und ihrer Folgen involviert. Die Studie zeigt, dass sie in der gegenwärtigen Situation ebenso wie sonst auch unverzichtbare Beiträge zu einem funktionierenden öffentlichen Leben leistet und insbesondere in ihrer Rolle als Nothelferin Menschen unterstützt, die besonders auf Hilfe anderer angewiesen sind. Mit ihren zahlreichen Angeboten im Sozial- und Gesundheitswesen übernahm sie, oftmals aber keineswegs nur, als Teil des staatlichen Gewährleistungsauftrags der Daseinsvorsorge völlig selbstverständlich wichtige und zentrale Aufgaben während der Pandemie.
Gleichzeitig berichtet jede zweite Organisation von Rückschlägen in der Leistungserbringung. Beides ist stark abhängig vom Tätigkeits- und Funktionsbereich der Organisationen. Während nahezu alle zivilgesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure von der Pandemie betroffen sind, schaffen es einige besser, sich aufgrund ihres Tätigkeitsfeldes auf die neue Situation einzustellen und ihre Arbeit umstrukturiert fortzusetzen. Andere wiederum sind durch Kontaktbeschränkungen und weitere pandemie-begründete Maßnahmen stark in ihrer Arbeit eingeschränkt und berichten von einem limitierten Handlungsspielraum, erschwerten Arbeitsbedingungen, unzureichender Digitalisierung, sowie davon, dass Zielgruppen durch digitale Formate nicht adressiert werden konnten. Zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteure, die ihre Einnahmen überwiegend durch einen Zweckbetrieb oder wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb sichern, sind besonders von der Pandemie betroffen. Die Einnahmen aus diesen Bereichen sind aufgrund von staatlichen Restriktionen im Vergleich zu 2019 stark rückläufig.
Veröffentlichungen
Schrader, M. (2021). Zivilgesellschaft in und nach der Pandemie: Bedarfe – Angebote – Potenziale. (Opuscula,149). Berlin: Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-72852-2
Pressemitteilung