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21
Mrz
2023

Vernetzte Forschung in Krisenzeiten

In Krisenzeiten ist der Handlungsdruck hoch - es muss schnell gehen, und gleichzeitig sollen politische Entscheidungen fundiert sein. Forschende brauchen qualitätsgesicherte Daten, die untereinander vergleichbar sind, um der Politik zuverlässige Forschungsergebnisse liefern zu können. Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) hat einige Vorschläge erarbeitet, wie die Forschung sich für solche Situationen besser aufstellen kann: ein Katalog mit Standard-Fragen, die in Krisenzeiten bedeutend sind. Diese Fragen können Forschende direkt in ihre Studien übernehmen. Die erhobenen Umfragedaten lassen sich so besser vergleichen und verknüpfen.

Der nun veröffentlichte Katalog mit Standard-Fragen ist modular aufgebaut und damit flexibel einsetzbar. Er enthält Fragen zu soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Einkommen, oder Schulbildung. „Solche Merkmale sind oft krisenrelevant, wie die Corona-Pandemie uns vor Augen geführt hat“, so die Bildungsforscherin Prof. Dr. Cordula Artelt, Mitherausgeberin des Fragen-Katalogs. Darüber hinaus werden allgemeine krisenbezogene Fragen empfohlen, etwa zur Lebenszufriedenheit oder zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Der Katalog soll vor allem Forschenden in den Sozialwissenschaften die Arbeit erleichtern. Aber nicht nur: „Gesellschaftliche Krisen können kaum auf ein Forschungsgebiet eingegrenzt werden, die Herausforderungen sind immer auch multidisziplinär. Der Fragen-Katalog kann daher auch für Forschende anderer Disziplinen hilfreich sein“, so der Soziologe Prof. Dr. Stefan Liebig, der den Katalog mitentwickelt hat.

Eine Handreichung erleichtert Nutzung des Katalogs

Eine Gruppe von Expert:innen im RatSWD hat den Katalog kommentiert, damit Forschende ihn leichter nutzen können. In dieser Handreichung stellt der RatSWD auch Initiativen zur Koordinierung sozialwissenschaftlicher Forschung in Krisensituationen vor. Er präsentiert weitere Strategien, wie Daten zusammengeführt werden können.

Hauptziel ist neben der Vernetzung auch die Standardisierung. Der Katalog mit Standard-Fragen basiert auf etablierten Standards und Analysen wissenschaftlicher Umfragen. Durch Workshops und den Austausch mit Expert:innen sind weitere Erkenntnisse eingeflossen. Der Katalog und die Handreichung sind das Ergebnis eines vom BMBF geförderten Projekts zu empirischer Forschung in gesellschaftlichen Krisen.

Die beiden Veröffentlichungen stehen auf der Webseite des RatSWD zum freien Download zur Verfügung:

 


Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) berät seit 2004 die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der Forschungsdateninfrastruktur für die empirischen Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften. Im RatSWD arbeiten zehn durch Wahl legitimierte Vertreterinnen und Vertreter der sozial-, verhaltens- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachdisziplinen mit zehn Vertreterinnen und Vertretern der Datenproduktion zusammen.

Der RatSWD ist Teil des Konsortiums für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften (KonsortSWD) in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Er versteht sich als institutionalisiertes Forum des Dialoges zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten und erarbeitet Empfehlungen und Stellungnahmen. Dabei engagiert er sich für eine Infrastruktur, die der Wissenschaft einen breiten, flexiblen und sicheren Datenzugang ermöglicht. Diese Daten werden von staatlichen, wissenschaftsgetragenen und privatwirtschaftlichen Akteuren bereitgestellt. Derzeit hat der RatSWD 42 Forschungsdatenzentren akkreditiert und fördert deren Kooperation.