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22
Juni
2023

Registerdaten für die Forschung nutzbar machen

In seinem heute veröffentlichten Positionspapier betont der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD), wie wichtig der Zugang zu Registerdaten sowie deren Verknüpfung für die Forschung sind. Der unabhängige Beirat der Bundesregierung formuliert konkrete Empfehlungen, damit die Wissenschaft auf der Basis von Registerdaten evidenzbasierte Lösungen für gesellschaftliche Probleme finden kann.

Melderegister, Ausländerzentralregister oder Fahrzeugzulassungsregister – diese Datensätze enthalten Informationen, mit denen wichtige Fragestellungen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beantwortet werden können. Entsprechend sind sie für die Forschung von besonderer Bedeutung. Trotzdem bleibt Forschenden der Zugang dazu in Deutschland erschwert. Die Wissenschaft ist daher bei der aktuell laufenden Umsetzung der Registermodernisierung zwingend mitzudenken und auch die Möglichkeit, dies im geplanten Forschungsdatengesetz zu verankern, sollte verfolgt werden.

Neben dem Zugang ist es ebenso bedeutend, Registerdaten allumfassend untereinander und mit Daten aus anderen Quellen, wie z. B. Surveydaten verknüpfen zu können. Hierzu gilt es auch, funktionierende Datentreuhändermodelle für die Wissenschaft zu etablieren. Aktuell ist dies nur sehr beschränkt möglich. Insbesondere zu Fragen in den Bereichen Arbeitsmärkten, Steuern, Bildung und Gesundheit kann eine Verknüpfung jedoch bestehende Lücken schließen und evidenzbasierte Politikberatung fördern.

Datenschutz darf nicht vernachlässigt werden

Da Register oft personenbezogene Daten enthalten, ist der Datenschutz besonders wichtig. Die unterschiedliche Auslegung der datenschutzrechtlichen Grundlagen in den Bundesländern ist dabei eine große Herausforderung. „Am Beispiel von anderen europäischen Ländern sehen wir, dass der Zugang zu Registerdaten auch unter Einhaltung der DSGVO problemlos möglich sein kann. In Deutschland werden den Forschenden aktuell noch Steine in den Weg gelegt, die wir versuchen, aus dem Weg zu räumen“, so Prof. Dr. Joachim Winter, Vorsitzender der Arbeitsgruppe zum Thema Registerdaten des RatSWD.

Die Politik hat die Bedeutung des Zugangs zu Registerdaten für Forschende noch nicht ausreichend im Fokus: „Das Potenzial von Registerdaten für die Forschung ist riesig. Leider hat das Thema es noch nicht prominent genug auf die politische Agenda geschafft“, sagt Prof. Dr. Kerstin Schneider, stellvertretende Vorsitzende des RatSWD. Deshalb möchte der RatSWD mit seinem Positionspapier die Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen.

 


Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) berät seit 2004 die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der Forschungsdateninfrastruktur für die empirischen Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften. Im RatSWD arbeiten zehn durch Wahl legitimierte Vertreterinnen und Vertreter der sozial-, verhaltens- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachdisziplinen mit zehn Vertreterinnen und Vertretern der Datenproduktion zusammen.

Der RatSWD ist Teil des Konsortiums für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften (KonsortSWD) in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Er versteht sich als institutionalisiertes Forum des Dialoges zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten und erarbeitet Empfehlungen und Stellungnahmen. Dabei engagiert er sich für eine Infrastruktur, die der Wissenschaft einen breiten, flexiblen und sicheren Datenzugang ermöglicht. Diese Daten werden von staatlichen, wissenschaftsgetragenen und privatwirtschaftlichen Akteuren bereitgestellt. Derzeit hat der RatSWD 42 Forschungsdatenzentren akkreditiert und fördert deren Kooperation.