Das deutsche Bildungssystem braucht mehr Transparenz: RatSWD fordert ein Bildungsverlaufsregister
Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) hat heute sein Positionspapier „Aufbau eines Bildungsverlaufsregisters: Datenschutzkonform und forschungsfreundlich“ veröffentlicht. Der RatSWD fordert darin den Aufbau eines Bildungsverlaufsregisters, um die derzeit bestehenden Datenlücken in der Bildungsforschung zu schließen und damit im internationalen Vergleich aufzuholen. Erst mit einem Bildungsverlaufsregister, das bestehende Daten miteinander verknüpft, lassen sich Bildungsverläufe systematisch analysieren. Dies ermöglicht evidenzbasierte Empfehlungen zur Verbesserung des Bildungssystems.
Der RatSWD fordert die zügige Erstellung eines länderübergreifenden Datenbestandes für Schülerindividualdaten im Längsschnitt, der mit den Daten der Studienverlaufsstatistik und der Ausbildungsstatistik verknüpft ist. Diese Daten sollen der Forschung zugänglich gemacht werden. Nach dem Vorbild anderer europäischer Staaten sollten die Daten mit anderen Registern und auch mit anderen Forschungsdaten wie beispielsweise Survey-Studien, verknüpfbar sein.
Der RatSWD appelliert an die politischen Entscheidungsträger:innen auf Bundes- und Landesebene, ein Bildungsverlaufsregister baldmöglich aufzubauen und es der Forschung regelhaft und diskriminierungsfrei zugänglich zu machen. Nur dies sichert die Transparenz und Qualität wissenschaftlicher Aussagen. Der Zugang zu den Daten muss selbstverständlich den Schutz des Einzelnen sicherstellen, wie in der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) vorgegeben.
„Aussagekräftige und transparente Daten zu Bildungsverläufen sind der Schlüssel für die Verbesserung unseres Bildungssystems. Deutschland kann und sollte es sich nicht leisten, den Aufbau einer entsprechenden Datenbasis noch weiter zu verzögern. Dies sind wir allen, die das deutsche Bildungssystem zukünftig durchlaufen werden, schuldig“, erklärt Prof. Dr. Monika Jungbauer-Gans, Vorsitzende des RatSWD.
Prof. Dr. Kerstin Schneider, Bildungsökonomin und stellvertretende Vorsitzende des RatSWD ergänzt: „Unser Ziel ist nicht der gläserne Schüler, sondern ein transparentes, leistungsfähiges und chancengerechtes Bildungssystem. Dazu muss man aus der Vergangenheit lernen und Potenziale erkennen. Und das gelingt am besten mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, für die verlässliche und umfängliche Daten die Voraussetzung bilden.“
Der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (RatSWD) berät seit 2004 die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der Forschungsdateninfrastruktur für die empirischen Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften. Im RatSWD arbeiten zehn durch Wahl legitimierte Vertreterinnen und Vertreter der sozial-, verhaltens- und wirtschaftswissenschaftlichen Fachdisziplinen mit zehn Vertreterinnen und Vertretern der Datenproduktion zusammen.
Der RatSWD ist Teil des Konsortiums für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften (KonsortSWD) in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Er versteht sich als institutionalisiertes Forum des Dialoges zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten und erarbeitet Empfehlungen und Stellungnahmen. Dabei engagiert er sich für eine Infrastruktur, die der Wissenschaft einen breiten, flexiblen und sicheren Datenzugang ermöglicht. Diese Daten werden von staatlichen, wissenschaftsgetragenen und privatwirtschaftlichen Akteuren bereitgestellt. Derzeit hat der RatSWD 41 Forschungsdatenzentren akkreditiert und fördert deren Kooperation.