Forschungsförderung: Infrastruktur-Roadmaps nachjustieren und umsetzen!
Der RatSWD hat Empfehlungen zur Gestaltung der strategisch wichtigen Roadmap-Prozesse für Forschungsinfrastrukturen veröffentlicht. Hintergrund ist die ausbleibende Beteiligung aus den Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften (SVW) in den bisherigen Ausschreibungsrunden. Für die betroffenen Disziplinen sieht der RatSWD die derzeit enge Definition der Investitionskosten als zentrales Hindernis für die Antragstellung an. Die Fortentwicklung der Infrastrukturen der SVW – etwa durch neue Erhebungswellen von Panelbefragungen – gelten als nicht-förderfähige Betriebskosten. Eine gezielte Vernetzung innerhalb der Disziplinen könnte Bedarfe für Infrastrukturen frühzeitig kanalisieren.
Aus den Sozial-, Verhaltens- und Wirtschaftswissenschaften (SVW) wurde kein Vorhaben in den deutschen Roadmap-Prozessen (2013 und 2018) eingereicht. Solche Roadmaps dienen nationalen und internationalen Forschungsfördernden, wie beispielsweise dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), zur Steuerung großer Investitionen in Forschungsinfrastrukturen. Diese stellen wichtige strukturelle und forschungspolitische Weichen, die über die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Disziplinen entscheiden. Der RatSWD analysierte das ausgebliebene Engagement der SVW in den deutschen Roadmap-Prozessen und hat Empfehlungen für zukünftige Ausschreibungsrunden veröffentlicht.
Der Schwerpunkt von Forschungsinfrastrukturen der SVW liegt in der Bereitstellung von Forschungsdaten, die meist über mehrere Jahre hinweg erhoben werden und anschließend der gesamten Wissenschaftsgemeinschaft zugänglich sind. Als mögliche Hindernisse für eine Beteiligung in vergangenen Roadmap-Prozessen identifiziert der RatSWD die in den Verfahren gewählte enge Definition von Investitionskosten. Die (wiederholte) Datenerhebung etwa in Panelbefragungen oder die Ergänzung von Kohortenstudien werden nicht als Investition interpretiert, sondern den nicht-förderfähigen Betriebskosten zugerechnet. Der RatSWD sieht ebenso fehlende oder schlecht absehbare Finanzierungszusagen für die Roadmap-Projekte sowie die fehlende internationale Ausrichtung der Ausschreibung als Hinderungsgrund für eine Teilnahme an.
Daher empfiehlt der RatSWD, die Abgrenzung von Investitions- zu Betriebskosten anzupassen und das Verfahren stärker für Erweiterungsinvestitionen (z.B. weitere Erhebungswellen) und für internationale Verbünde zu öffnen. Diese Anpassungen würden die Spezifika der SVW stärker im Roadmap-Prozess berücksichtigen. Ein zweistufiges Antragsverfahren mit regelmäßigem Turnus würde zudem eine effizientere Antragstellung ermöglichen. Zur stärkeren Vernetzung von Stakeholdern könnten Ausschreibungen durch Vorfelddiskussionen in den Disziplinen begleitet und Bedarfe für disziplinspezifische Forschungsinfrastrukturen kanalisiert werden.
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Der vollständige Bericht steht zum freien Download zur Verfügung: RatSWD Output 3 (6)