Auf dem Weg zu einer modernen Dateninfrastruktur: Wo stehen wir und wo wollen wir hin?
Unter dem Motto "Auf dem Weg zu einer modernen Dateninfrastruktur: Wo stehen wir und wo wollen wir hin?" diskutieren am 11. und 12. Mai 2006 in Wiesbaden etwa 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern datenproduzierender Einrichtungen über die in Deutschland existierenden informationellen Grundlagen der sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Forschung.
Im Zentrum der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten dritten Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten steht der wissenschaftliche Diskurs über Ergebnisse sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Analysen, die auf Basis neu erschlossener Datenquellen erzielt wurden. Die Konferenz zeigt, dass die neuen Datenangebote der vom BMBF geförderten Forschungsdaten- und Datenservicezentren von der Wissenschaft intensiv genutzt werden. Forscher und Forscherinnen präsentieren praxisrelevante Ergebnisse z.B. zu den Themen Arbeitsmarktpolitik, Weiterbildung und sozialen
Differenzen der Sterblichkeit. Ferner werden die ersten Ergebnisse des im vergangenen Jahr ausgeschriebenen Expertisenwettbewerbs für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler „Bildung im Erwerbsleben“ einem breiten Publikum vorgestellt.
In verschiedenen Foren werden zudem konkrete Möglichkeiten der Verbesserung des Datenzugangs und der Datenqualität diskutiert. Hier ist Raum, um für spezifische Bereiche, wie beispielsweise Bildung oder Familie, mit ausgewiesenen Experten konkrete Fragen des Datenbedarfs zu erörtern. Unter anderem wird auch die Frage aufgegriffen, in welcher Weise Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam Einfluss auf das Erhebungs- und Auswertungsprogramm der amtlichen Statistik nehmen können, um ihren legitimen Forschungswünschen Geltung zu verschaffen.
Bestehende Defizite im Datenangebot werden nicht ausgeblendet. So mahnt der Vorsitzende des RatSWD, der Berliner Professor Gert G. Wagner, dass in Deutschland für die Bereiche Bildung und Migration keine Langzeitstudien geplant sind, die es erlauben, auf Basis solider Daten gewollte und ungewollte gesellschaftliche Prozesse rechtzeitig zu erkennen.
Die empirische Forschung zu aktuellen Problemen ist nur deshalb möglich, weil die Forschungsdaten- und Datenservicezentren der verschiedenen datenproduzierenden Einrichtungen (wie die Statistischen Ämter des Bundes und der Länder und die Träger der Renten- und Arbeitslosenversicherung) kontinuierlich neue relevante statistische Daten erschließen und der wissenschaftlichen Nutzung zugänglich machen. Ausgehend von der Leistungsfähigkeit dieser Einrichtungen und ihrem Nutzen für die Forschung wird auf der Konferenz die Forderung diskutiert, diese neu geschaffene und viel genutzte Infrastruktur auf eine verlässliche finanzielle Grundlage zu stellen.
Erste „Von Schmoller Vorlesung“
Der Frankfurter Statistikprofessor Reinhard Hujer begründet mit seinem Vortrag zur Evaluation der aktiven Arbeitsmarktpolitik die „Von Schmoller-Vorlesung“. Mit diesem Forum, das nach dem einflussreichen Volkswirt Gustav von Schmoller (1938 bis 1917, Professor in Halle, Straßburg und Berlin) benannt wurde, wird der Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten von nun an regelmäßig die Relevanz der Ergebnisse sozial- und wirtschaftswissenschaftlicher Forschung für die gesellschaftliche Entwicklung würdigen.
- 3. Konferenz für Sozial- und Wirtschaftsdaten
11./12. Mai 2006, Wiesbaden - Gustav von Schmoller-Vorlesung